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Ordnung

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Bagikan
 

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Ein Überblick zum Thema Ordnung und Unordnung.

Ordnung und Unordnung

Der Winter steht vor der Tür und wir werden wieder mehr Zeit in unseren eigenen vier Wänden verbringen. Dher möchte ich mich heute mit dem Thema Ordnung und Unordnung beschäftigen. Und inwiefern wir als Heilpraktiker Psychotherapie hiervon möglicherweise auch beruflich betroffen sind.

Schauen wir uns das Thema Ordnung einmal kurz aus der kulturgeschichtlichen Perspektive an: Die erste Ordnung, die Menschen vornahmen, war die Trennung von Leben und Tod. Die Toten bekamen erstmals einen klar definierten Platz. Diese erste, grundsätzliche Ordnung haben unsere Vorfahren nach und nach auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgeweitet. Zu sehen ist sie im Großen und Ganzen unserer Kultur und natürlich im kleinen unseres privaten Zuhauses.

Bereits kleine Kinder werden wir von ihren Eltern dazu erzogen Ordnung zu halten. Natürlich ist die Art und der Umfang dieser Ordnung kulturabhängig und unterliegt auch gesellschaftlichen Moden. Für einen Japaner bedeutet Ordnung zum Beispiel, eine möglichst große Leere zu erzeugen, um sich auf wenige, als schön empfundene Dinge zu konzentrieren.
Im Gegensatz dazu war ein typischer Haushalt in der Gegenkultur der 1960er Jahre vollkommen anders geordnet, aber trotzdem geordnet.

Dinge anzuordnen bedeutet immer auch ihnen eine Bedeutung zu geben: — Was ist wichtig für mich, was ist unwichtig? — Was darf und soll öffentlich gezeigt werden, weil es zum Beispiel die Funktion eines Statussymbols hat? — Und was wird verschämt weggeschlossen?

Auch in einem ungeordneten Haushalt schmücken Bilder die Wände und stehen nicht im Schrank. Während schmutzige Unterwäsche für gewöhnlich nicht deutlich sichtbar in dem Bereich herumliegt, indem sich Fremde aufhalten. Oder zumindest aber wird sie weggeräumt, wenn sich Gäste ankündigen.

Man kann natürlich einwenden, dass es Menschen gibt, die bewußt gegen solche als spießig empfundenen Ordnungskriterien verstoßen. Indem sie z.B. ihre schmutzigen Socken absichtlich auf Möbeln liegen lassen.

Doch dies ist kein Widerspruch, sondern nur eine andere Weise des Umgangs mit Ordnung: Die Ordnung eines Haushaltes dient auch der bewussten oder eben auch unbewussten Präsentation der Menschen, die sich mit diesen Dingen umgeben.

Weil diese Präsentation — ganz oder teilweise — unbewußt ist, hat sich innerhalb der Anamnese die so genannte "Albummethode" entwickelt: Dabei wird der Patient aufgefordert seinen privaten Lebensbereich zu fotografieren und einen Plan seiner Wohnung zu erstellen.

Anhand der Anordnung der Dinge, der Farbgebung und anderer gestalterischer Elemente kann der Therapeut wertvolle Einsichten in den Charakter seines Patienten gewinnen.

Doch zurück zum Thema: Wir Mitteleuropäer gehen meistens davon aus, dass die Anordnung unserer Dinge eine Botschaft an unsere Mitmenschen enthält. Manche Kulturen aber gehen auch von einem umgekehrten Einfluss aus: die Ordnung der Dinge wirkt sich auf das Leben derjenigen aus, der sich mit ihnen umgeben. Die vermutlich bekannteste dieser Schulen stammt aus China und ist in Europa unter dem Namen Feng Shui bekannt.

Die Ordnungskriterien des Feng Shui basieren auf philosophischen und religiösen Annahmen des Taoismus. Der Taoismus geht von der Lebensenergie „Chi“ aus, die alles miteinander verbindet. Daher sollen Mensch, Natur und Umwelt in Einklang miteinander leben.

Interessant daran ist, dass der Fluß dieser Lebensenergie beeinflußt werden kann: Zum Beispiel durch — die Verwendung bestimmter Baumaterialien, — durch gewisse Architekturprinzipien — aber auch durch die Anordnung von Dingen im Lebensraum der Menschen.

Je nachdem wird der Fluß der Lebensenergie umgelenkt, verstärkt oder sogar blockiert. Aus diesen Überzeugungen ergeben sich bestimmte Einrichtungsprinzipien, die man einhalten sollte, damit Glück und Gesundheit erhalten oder verstärkt werden.

Die Geschichte des Feng Shui ist spannend und abwechslungsreich. Neulich zum Beispiel erzählte mir eine chinesische Freundin — vielen Dank nochmal Hualin — dass die Lehre des Feng Shui im kommunistischen China als Aberglaube verboten war. Mittlerweile jedoch werden sogar beim Bau von Regierungsgebäuden wieder entsprechend ausgebildete Berater konsultiert.

Interessant ist auch, dass manche grundmenschlichen Überlegungen — seien sie nun wissenschaftlich erwiesen oder nicht — auch durch Verbote nicht ausgelöscht werden können. Ich werde in der Folge über Verschwörungstheorien auf diesen Umstand noch einmal ausführlicher eingehen.

Aber zurück zum Thema: Religionsgeschichtlich betrachtet basieren die Ordnungsprinzipien des Feng Shui auf der Überzeugung von der Harmonie des Innen und des Außen. So, wie das Ich das Außen beeinflußt, beeinflußt wiederum auch das Außen das Ich. Übrigens ein Gedanke, der auch in der Tradition der europäischen Mystik anzutreffen ist.

Auch wenn die Lehre vom Feng Shui Teil einer taoistischen Kultur ist und mit der westlichen Zivilisation zunächst nichts zu tun hat, finden Bücher, Videos und Beratungen zum Feng Shui auch bei uns mittlerweile reißenden Absatz.

Psychologisch betrachtet handelt es sich hierbei zunächst um bloße — eventuell modebedingte — Neugier an der Exotik einer fremden Kultur. Andererseits kann sich hinter diesem neu entflammten Interesse an der Ordnung der Dinge auch noch etwas anderes verbergen:

Der gegenwärtige Zustand unserer Kultur ist nun einmal extrem materialistisch geprägt. Der Kauf, der Austausch, die Lagerung und damit auch die Ordnung von Dingen nimmt in unserem Leben im doppelten Sinne einen großen Raum ein. Und immer häufiger hört man von Menschen, die Angesichts der Fülle und der Unübersichtlichkeit der Warenwelt Probleme bekommen, die sich zu psychischen Krankheits- oder Störungsbildern auswachsen können. Angefangen mit kaufsüchtigem Verhalten, über zwanghaften Gebrauch von immer leistungsfähigeren Kommunikationsgeräten und größeren Bildschirmmedien, bis hin zum Messietum, dem ich mich gleich ausführlich widmen werde.

Mittlerweile sind diese Probleme bekannt und man geht therapeutisch und beraterisch gegen sie vor. So auch gegen die Unordnung der Dinge: Durch ihre Präsenz auf dem Buchmarkt und mittlerweile auch auf Netflix ist die japanische Ordnungsberaterin Marie Kondo in den letzten Jahren weltweit bekannt geworden. Sie berät Menschen, die nicht selbst für Ordnung sorgen können, anhand ihrer selbstentwickelten "Konmari-Methode“. Dabei geht es darum, sich wieder Überblick über ihre materiellen Besitztümer zu verschaffen und sich vor allem von unnötigem Ballast zu trennen. Im Zentrum dieser Methode steht die Frage, ob ein bestimmter Gegenstand seinen Besitzer glücklich macht, oder nicht.

Auf diese Weise dürfen die guten Dinge in der Wohnung gut und angemessen verstaut werden, während die schlechten auf den Sperrmüll wandern. Die „Konmari-Methode" ist gut und für viele Menschen sicherlich auch hilfreich. Und bei genauerem Hinsehen kann sie ihre Herkunft aus dem Feng Shui nicht ganz verbergen.

Denn auch dort wird ein Gegenstand nicht nach seinem Wert, sondern nach seiner Beziehung zum Glück des Menschen bewertet bzw. angeordnet oder entfernt. Nichts desto weniger gibt es Menschen, die auch mit Hilfe von Techniken, Beratungen oder Sachbüchern dem Chaos in ihrem Haushalt nicht Herr werden können:

Das so genannte "Messie-Syndrom", abgeleitet vom englischen „mess“ für Unordnung, umfasst auf den ersten Blick sehr heterogene Symptome. Sie zeigen jedoch im Hinblick auf die Ordnung klare Parallelen: So sind Messies nicht in der Lage Ordnung in ihren Wohnräumen zu schaffen, was in extremen Fällen auch bedeutet, dass Essenreste oder Lebensmittel nicht mehr beseitigt werden.

Es kommt dann zu massiven hygienischen Problemen, wie z.B. Ungezieferbefall. In den Räumen sammeln sich Gegenstände an, die für den Besitzer wenig oder keinen Gebrauchswert haben, wie leere Flaschen, Verpackungen oder ähnliches. Diese Sammelwut kann im Extremfall zwanghafte Züge annehmen. Es handelt sich dann nach der DSM-V um eine so genannte Zwangsspektrumsstörung, d.h. um eine Erkrankung, die einer Zwangserkrankung ähnelt und bei der Störungen der Impulskontrolle vorliegen.

Die Unordnung in den eigenen Räumen wird zumeist schamhaft von fremden Blicken verborgen. Das führt einerseits dazu, dass keine Hilfe beim Aufräumen gesucht wird. Andererseits kommt es nicht selten zu sozialer Isolation, da man keine Menschen mehr in seine Wohnräume einlädt.

Auch wenn die meisten von Euch den Begriff Messie vor allem mit diesen Symptomen verbinden, werden zum Messie-Syndrom noch weitere Symptome hinzugezählt, vor allem im Hinblick auf die Planung und Einteilung der Zeit: Ein Messie ist nicht nur im räumlichen Sinne unstrukturiert und damit unordentlich, sondern auch im Hinblick auf die Zeit.

Die chronische Unpünktlich mancher Messies wird von unwissenden Außenstehenden häufig mit Desinteresse verwechselt, was die erwähnte soziale Isolation noch verstärken kann. Verbunden hiermit ist auch die Neigung zur Prokrastination, der berühmten Aufschieberitis.

Da zwar kognitiv zwischen Wichtigem und Falschem unterschieden werden kann, aber die Störung des Impulses kein geordnetes Herangehen und Priorisieren zulässt, versinkt der Messie förmlich in seinen Verpflichtungen. Er oder sie kann Termine aller Art nicht einhalten und schädigt sich sozial und beruflich noch weiter.

Aus naheliegenden Gründen tritt das Messie-Syndrom gerne im Zusammenhang mit Abhängigkeitserkrankungen beispielsweise bei Alkoholikern auf, wobei die Frage nach Henne oder Ei offen bleieben muss.

Greift jemand zu einem Entspannungsmittel wie Alkohol, weil er angesichts seiner mangelnden Impulskontrolle verzweifelt? Oder macht es ihm eine bereits bestehende oder sich ankündigende Alkoholabhängigkeit unmöglich in seiner Umgebung für Ordnung zu sorgen? Etwas, weil seine Gedanken immer um etwas anderes, nämlich den Alkohol kreisen?

Wie kann nun ein therapeutischer Umgang mit dem Messie-Syndrom aussehen? Im Hinblick auf die Zwanghaftigkeit des Sammelns existieren verhaltentstherapeutische Angebote von entsprechend ausgebildeten Therapeuten. Es können jedoch auch Antidepressiva und zum Einsatz kommen. Insbesondere beim Vorherrschen von Defiziten der Selbstregulation wird das Messie-Syndrom auch als eine Form der Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. der Hyperaktivitätsstörung interpretiert und entsprechend medikamentiert.

Neben solchen, im engeren Sinne psychiatrischen Therapiemethoden, kann sich zusätzlich auch ein Coaching bzw. ein Beratungsangebot für Angehörige bewähren. Entscheidet sich ein Heilpraktiker Psychotherapie für ein solches Coaching, gibt es unterschiedliche Wege zum Ziel: Zum einen können gemeinsam klare Tages- und Wochenpläne erarbeitet werden, die den Betroffenen helfen die Unordnung in der Tagesplanung zu bekämpfen. Zum anderen können Gespräche über den Wert des angesammelten Dinge geführt werden. Wichtig dabei ist selbstverständlich ein wertschätzender Umgang mit den Betroffenen angesichts der Scham, die über das eigene Leiden und die eigene Unordnung empfunden wird.

Nun, ich hoffe ich konnte Euch einige neue Informationen und Ideen zu unserem Thema vermitteln. Tut ihr mir einen Gefallen? Abonniert meinen Podcast, vielen Dank. Und wenn ihr jemanden kennt, den dieser Podcast interessieren könnte — empfehlt mich gerne weiter. Ich würde mich freuen. In diesem Sinne komme ich zum Ende. Wenn Ihr wollt, hören wir uns nächsten Woche wieder. Dann rund um das Thema ICD-10.

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Ein Überblick zum Thema Ordnung und Unordnung.

Ordnung und Unordnung

Der Winter steht vor der Tür und wir werden wieder mehr Zeit in unseren eigenen vier Wänden verbringen. Dher möchte ich mich heute mit dem Thema Ordnung und Unordnung beschäftigen. Und inwiefern wir als Heilpraktiker Psychotherapie hiervon möglicherweise auch beruflich betroffen sind.

Schauen wir uns das Thema Ordnung einmal kurz aus der kulturgeschichtlichen Perspektive an: Die erste Ordnung, die Menschen vornahmen, war die Trennung von Leben und Tod. Die Toten bekamen erstmals einen klar definierten Platz. Diese erste, grundsätzliche Ordnung haben unsere Vorfahren nach und nach auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgeweitet. Zu sehen ist sie im Großen und Ganzen unserer Kultur und natürlich im kleinen unseres privaten Zuhauses.

Bereits kleine Kinder werden wir von ihren Eltern dazu erzogen Ordnung zu halten. Natürlich ist die Art und der Umfang dieser Ordnung kulturabhängig und unterliegt auch gesellschaftlichen Moden. Für einen Japaner bedeutet Ordnung zum Beispiel, eine möglichst große Leere zu erzeugen, um sich auf wenige, als schön empfundene Dinge zu konzentrieren.
Im Gegensatz dazu war ein typischer Haushalt in der Gegenkultur der 1960er Jahre vollkommen anders geordnet, aber trotzdem geordnet.

Dinge anzuordnen bedeutet immer auch ihnen eine Bedeutung zu geben: — Was ist wichtig für mich, was ist unwichtig? — Was darf und soll öffentlich gezeigt werden, weil es zum Beispiel die Funktion eines Statussymbols hat? — Und was wird verschämt weggeschlossen?

Auch in einem ungeordneten Haushalt schmücken Bilder die Wände und stehen nicht im Schrank. Während schmutzige Unterwäsche für gewöhnlich nicht deutlich sichtbar in dem Bereich herumliegt, indem sich Fremde aufhalten. Oder zumindest aber wird sie weggeräumt, wenn sich Gäste ankündigen.

Man kann natürlich einwenden, dass es Menschen gibt, die bewußt gegen solche als spießig empfundenen Ordnungskriterien verstoßen. Indem sie z.B. ihre schmutzigen Socken absichtlich auf Möbeln liegen lassen.

Doch dies ist kein Widerspruch, sondern nur eine andere Weise des Umgangs mit Ordnung: Die Ordnung eines Haushaltes dient auch der bewussten oder eben auch unbewussten Präsentation der Menschen, die sich mit diesen Dingen umgeben.

Weil diese Präsentation — ganz oder teilweise — unbewußt ist, hat sich innerhalb der Anamnese die so genannte "Albummethode" entwickelt: Dabei wird der Patient aufgefordert seinen privaten Lebensbereich zu fotografieren und einen Plan seiner Wohnung zu erstellen.

Anhand der Anordnung der Dinge, der Farbgebung und anderer gestalterischer Elemente kann der Therapeut wertvolle Einsichten in den Charakter seines Patienten gewinnen.

Doch zurück zum Thema: Wir Mitteleuropäer gehen meistens davon aus, dass die Anordnung unserer Dinge eine Botschaft an unsere Mitmenschen enthält. Manche Kulturen aber gehen auch von einem umgekehrten Einfluss aus: die Ordnung der Dinge wirkt sich auf das Leben derjenigen aus, der sich mit ihnen umgeben. Die vermutlich bekannteste dieser Schulen stammt aus China und ist in Europa unter dem Namen Feng Shui bekannt.

Die Ordnungskriterien des Feng Shui basieren auf philosophischen und religiösen Annahmen des Taoismus. Der Taoismus geht von der Lebensenergie „Chi“ aus, die alles miteinander verbindet. Daher sollen Mensch, Natur und Umwelt in Einklang miteinander leben.

Interessant daran ist, dass der Fluß dieser Lebensenergie beeinflußt werden kann: Zum Beispiel durch — die Verwendung bestimmter Baumaterialien, — durch gewisse Architekturprinzipien — aber auch durch die Anordnung von Dingen im Lebensraum der Menschen.

Je nachdem wird der Fluß der Lebensenergie umgelenkt, verstärkt oder sogar blockiert. Aus diesen Überzeugungen ergeben sich bestimmte Einrichtungsprinzipien, die man einhalten sollte, damit Glück und Gesundheit erhalten oder verstärkt werden.

Die Geschichte des Feng Shui ist spannend und abwechslungsreich. Neulich zum Beispiel erzählte mir eine chinesische Freundin — vielen Dank nochmal Hualin — dass die Lehre des Feng Shui im kommunistischen China als Aberglaube verboten war. Mittlerweile jedoch werden sogar beim Bau von Regierungsgebäuden wieder entsprechend ausgebildete Berater konsultiert.

Interessant ist auch, dass manche grundmenschlichen Überlegungen — seien sie nun wissenschaftlich erwiesen oder nicht — auch durch Verbote nicht ausgelöscht werden können. Ich werde in der Folge über Verschwörungstheorien auf diesen Umstand noch einmal ausführlicher eingehen.

Aber zurück zum Thema: Religionsgeschichtlich betrachtet basieren die Ordnungsprinzipien des Feng Shui auf der Überzeugung von der Harmonie des Innen und des Außen. So, wie das Ich das Außen beeinflußt, beeinflußt wiederum auch das Außen das Ich. Übrigens ein Gedanke, der auch in der Tradition der europäischen Mystik anzutreffen ist.

Auch wenn die Lehre vom Feng Shui Teil einer taoistischen Kultur ist und mit der westlichen Zivilisation zunächst nichts zu tun hat, finden Bücher, Videos und Beratungen zum Feng Shui auch bei uns mittlerweile reißenden Absatz.

Psychologisch betrachtet handelt es sich hierbei zunächst um bloße — eventuell modebedingte — Neugier an der Exotik einer fremden Kultur. Andererseits kann sich hinter diesem neu entflammten Interesse an der Ordnung der Dinge auch noch etwas anderes verbergen:

Der gegenwärtige Zustand unserer Kultur ist nun einmal extrem materialistisch geprägt. Der Kauf, der Austausch, die Lagerung und damit auch die Ordnung von Dingen nimmt in unserem Leben im doppelten Sinne einen großen Raum ein. Und immer häufiger hört man von Menschen, die Angesichts der Fülle und der Unübersichtlichkeit der Warenwelt Probleme bekommen, die sich zu psychischen Krankheits- oder Störungsbildern auswachsen können. Angefangen mit kaufsüchtigem Verhalten, über zwanghaften Gebrauch von immer leistungsfähigeren Kommunikationsgeräten und größeren Bildschirmmedien, bis hin zum Messietum, dem ich mich gleich ausführlich widmen werde.

Mittlerweile sind diese Probleme bekannt und man geht therapeutisch und beraterisch gegen sie vor. So auch gegen die Unordnung der Dinge: Durch ihre Präsenz auf dem Buchmarkt und mittlerweile auch auf Netflix ist die japanische Ordnungsberaterin Marie Kondo in den letzten Jahren weltweit bekannt geworden. Sie berät Menschen, die nicht selbst für Ordnung sorgen können, anhand ihrer selbstentwickelten "Konmari-Methode“. Dabei geht es darum, sich wieder Überblick über ihre materiellen Besitztümer zu verschaffen und sich vor allem von unnötigem Ballast zu trennen. Im Zentrum dieser Methode steht die Frage, ob ein bestimmter Gegenstand seinen Besitzer glücklich macht, oder nicht.

Auf diese Weise dürfen die guten Dinge in der Wohnung gut und angemessen verstaut werden, während die schlechten auf den Sperrmüll wandern. Die „Konmari-Methode" ist gut und für viele Menschen sicherlich auch hilfreich. Und bei genauerem Hinsehen kann sie ihre Herkunft aus dem Feng Shui nicht ganz verbergen.

Denn auch dort wird ein Gegenstand nicht nach seinem Wert, sondern nach seiner Beziehung zum Glück des Menschen bewertet bzw. angeordnet oder entfernt. Nichts desto weniger gibt es Menschen, die auch mit Hilfe von Techniken, Beratungen oder Sachbüchern dem Chaos in ihrem Haushalt nicht Herr werden können:

Das so genannte "Messie-Syndrom", abgeleitet vom englischen „mess“ für Unordnung, umfasst auf den ersten Blick sehr heterogene Symptome. Sie zeigen jedoch im Hinblick auf die Ordnung klare Parallelen: So sind Messies nicht in der Lage Ordnung in ihren Wohnräumen zu schaffen, was in extremen Fällen auch bedeutet, dass Essenreste oder Lebensmittel nicht mehr beseitigt werden.

Es kommt dann zu massiven hygienischen Problemen, wie z.B. Ungezieferbefall. In den Räumen sammeln sich Gegenstände an, die für den Besitzer wenig oder keinen Gebrauchswert haben, wie leere Flaschen, Verpackungen oder ähnliches. Diese Sammelwut kann im Extremfall zwanghafte Züge annehmen. Es handelt sich dann nach der DSM-V um eine so genannte Zwangsspektrumsstörung, d.h. um eine Erkrankung, die einer Zwangserkrankung ähnelt und bei der Störungen der Impulskontrolle vorliegen.

Die Unordnung in den eigenen Räumen wird zumeist schamhaft von fremden Blicken verborgen. Das führt einerseits dazu, dass keine Hilfe beim Aufräumen gesucht wird. Andererseits kommt es nicht selten zu sozialer Isolation, da man keine Menschen mehr in seine Wohnräume einlädt.

Auch wenn die meisten von Euch den Begriff Messie vor allem mit diesen Symptomen verbinden, werden zum Messie-Syndrom noch weitere Symptome hinzugezählt, vor allem im Hinblick auf die Planung und Einteilung der Zeit: Ein Messie ist nicht nur im räumlichen Sinne unstrukturiert und damit unordentlich, sondern auch im Hinblick auf die Zeit.

Die chronische Unpünktlich mancher Messies wird von unwissenden Außenstehenden häufig mit Desinteresse verwechselt, was die erwähnte soziale Isolation noch verstärken kann. Verbunden hiermit ist auch die Neigung zur Prokrastination, der berühmten Aufschieberitis.

Da zwar kognitiv zwischen Wichtigem und Falschem unterschieden werden kann, aber die Störung des Impulses kein geordnetes Herangehen und Priorisieren zulässt, versinkt der Messie förmlich in seinen Verpflichtungen. Er oder sie kann Termine aller Art nicht einhalten und schädigt sich sozial und beruflich noch weiter.

Aus naheliegenden Gründen tritt das Messie-Syndrom gerne im Zusammenhang mit Abhängigkeitserkrankungen beispielsweise bei Alkoholikern auf, wobei die Frage nach Henne oder Ei offen bleieben muss.

Greift jemand zu einem Entspannungsmittel wie Alkohol, weil er angesichts seiner mangelnden Impulskontrolle verzweifelt? Oder macht es ihm eine bereits bestehende oder sich ankündigende Alkoholabhängigkeit unmöglich in seiner Umgebung für Ordnung zu sorgen? Etwas, weil seine Gedanken immer um etwas anderes, nämlich den Alkohol kreisen?

Wie kann nun ein therapeutischer Umgang mit dem Messie-Syndrom aussehen? Im Hinblick auf die Zwanghaftigkeit des Sammelns existieren verhaltentstherapeutische Angebote von entsprechend ausgebildeten Therapeuten. Es können jedoch auch Antidepressiva und zum Einsatz kommen. Insbesondere beim Vorherrschen von Defiziten der Selbstregulation wird das Messie-Syndrom auch als eine Form der Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. der Hyperaktivitätsstörung interpretiert und entsprechend medikamentiert.

Neben solchen, im engeren Sinne psychiatrischen Therapiemethoden, kann sich zusätzlich auch ein Coaching bzw. ein Beratungsangebot für Angehörige bewähren. Entscheidet sich ein Heilpraktiker Psychotherapie für ein solches Coaching, gibt es unterschiedliche Wege zum Ziel: Zum einen können gemeinsam klare Tages- und Wochenpläne erarbeitet werden, die den Betroffenen helfen die Unordnung in der Tagesplanung zu bekämpfen. Zum anderen können Gespräche über den Wert des angesammelten Dinge geführt werden. Wichtig dabei ist selbstverständlich ein wertschätzender Umgang mit den Betroffenen angesichts der Scham, die über das eigene Leiden und die eigene Unordnung empfunden wird.

Nun, ich hoffe ich konnte Euch einige neue Informationen und Ideen zu unserem Thema vermitteln. Tut ihr mir einen Gefallen? Abonniert meinen Podcast, vielen Dank. Und wenn ihr jemanden kennt, den dieser Podcast interessieren könnte — empfehlt mich gerne weiter. Ich würde mich freuen. In diesem Sinne komme ich zum Ende. Wenn Ihr wollt, hören wir uns nächsten Woche wieder. Dann rund um das Thema ICD-10.

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