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STADTLEBEN FRÜHER - Nürnberg im Mittelalter

22:21
 
Bagikan
 

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Im 15. Jahrhundert ist Nürnberg Weltstadt! Fernreisende kommen an Nürnberg kaum vorbei. Die Routen Prag - Paris, Venedig - Hamburg, Krakau - Augsburg führen alle über Nürnberg. Exportschlager von der Pegnitz sind Nadeln, Schüsseln, Kannen, Becher, Leuchter, aber auch Plattenharnische und Kanonenrohre mit gezogenen Läufen. Alles Produkte des gerühmten Nürnberger Einfallsreichtums. Von Michael Zametzer (BR 2020)

Credits
Autor: Michael Zametzer
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Thomas Birnstiel
Technik: Roland Böhm
Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview: Ester Guckenberger, Peter Fleischmann
Linktipps:
BR (2023): 1806 – Die Nürnberg Saga
In drei Folgen erzählt "1806 - Die Nürnberg Saga", wie es dazu kam, dass Nürnberg bayerisch wurde: Vom Niedergang und Ende der Freien Reichsstadt bis zum atemberaubenden Wiederaufstieg Nürnbergs zum industriellen Zentrum Bayerns. JETZT ANSEHEN

BR (2023): Das Bayerische Jahrtausend – 15. Jahrhundert: Nürnberg
Im 15. Jahrhundert erhält Nürnberg die Reichskleinodien, den Kronschatz des Heiligen Römischen Reiches. Zugleich wird die Stadt ein Zentrum des Handwerks, der Wissenschaften und des Humanismus. Das neue Weltbild der Renaissance hält Einzug. Zum Film geht es HIER.

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:

Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
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Timecodes (TC) zu dieser Folge:
TC 00:15 – Intro
TC 02:20 – Der Anfang einer großen Stadt
TC 05:02 – Probleme mit dem Burggrafen
TC 07:02 – Der Nürnberger Witz
TC 10:17 – Grausame jüdische Geschichte
TC 13:40 – Heilig, heilig, heilig
TC 17:21 – Kunst & Kultur
TC 19:02 – Vorbei mit Glanz und Gloria
TC 21:40 - Outro
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
TC 00:15 – Intro
ATMO Touristen
1 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Kommen Sie doch ein Stück näher an die Mauer. Dann zeige ich Ihnen von oben einmal die Abgrenzung der ehemaligen Megacity des Mittelalters…
MUSIK
Sprecher:
Der Blick über die Altstadt ist beeindruckend, hier oben, von der Burg aus gesehen. Eingerahmt von der mächtigen, sechs Kilometer langen Stadtmauer mit den charakteristischen, runden Wehrtürmen…
2 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
…ja, jetzt sehen sie hier vorne bei uns die Sebalduskirche und etwas weiter hinten fast wie ein Zwilling die Lorenzkirche.
ATMO Kirchenglocken
Sprecher:
…die beiden Hauptkirchen, die den Altstadtvierteln ihre Namen gegeben haben, getrennt durch die Pegnitz, die durch die Altstadt fließt. Hinten, fast am Horizont, der Reichswald. Heute Naherholungsgebiet, früher Brenn- und Baustofflieferant.
3 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Ja also, ich muss sagen, das ist mein liebster Blick über meine Heimatstadt.
Ich glaube, man kann es hören. Ich bin aus Nürnberg.
Sprecher:
In zwei Stunden führt Esther Guckenberger vom Verein „Geschichte für alle“ ihre Besucher durch die schönsten Ecken der Nürnberger Altstadt. Heute mit über 500.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Bayerns. Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert aber war Nürnberg eine Metropole von europäischem Rang.
4 ZUSP Esther Guckenberger
Also, Köln war zu der Zeit die größte Stadt im Heiligen Römischen Reich. Und Nürnberg und Augsburg waren immer die zweitgrößten und drittgrößten Städte. Wir wissen nicht genau, wie viele Einwohner es hatte. Aber wir rechnen so mit ungefähr 40.000.
MUSIK
Sprecher:
Nürnberg im Mittelalter: das ist eine Handelsmacht, ein Zentrum der Metallverarbeitung. Ort der Innovation und Kunstfertigkeit, von Handel, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst.
MUSIK
Sprecher:
Nürnberg im Mittelalter: das ist auch große Politik: Hier halten 32 Kaiser ihre Reichstage ab, hier werden im 15. Jahrhundert die Insignien des Reichs aufbewahrt. „Das Schatzkästlein des Reiches“ – so wird die Stadt an der Pegnitz genannt.
TC 02:20 – Der Anfang einer großen Stadt
Sprecher:
Dabei sind die Anfänge dieser Reichsstadt um das Jahr 1000 herum alles andere als verheißungsvoll. Die Standortfaktoren sind dürftig: Kaum fruchtbarer Boden, keine Bodenschätze. Nur ein bisschen Wald und – Felsen.
5 ZUSP Peter Fleischmann
Ich denke das ganze Pegnitzbecken, das war völlig versteppte Landschaft.
Sprecher:
Peter Fleischmann ist Nürnberger und Historiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
6 ZUSP Peter Fleischmann
Sie haben kaum Spuren von Zivilisation oder Siedlung gesehen, und wenn man sich diesen abgeaperten Burgfelsen genähert hat, hat man vielleicht aus der Ferne oben ein paar Holzbauten erkannt und auf der Südseite, am Südhang von diesem Burgfelsen einige Häuser, strohgedeckte Hütten, vielleicht ein Palisadenzaun drumrum, in der Mitte spitzt ein kleiner Kirchturm empor. Das dürfte Nürnberg im elften Jahrhundert gewesen sein. q
Sprecher:
Ins Licht der Geschichte tritt Nürnberg als „Nourenberc“ im Jahr 1050: Der Anlass – ein Freudiger. Der Salierkaiser Heinrich III. bestätigt auf einem Nürnberger Hoftag die Freilassung einer Leibeigenen mit Namen Sigena. Diese „Sigena-Urkunde“ ist der erste Nachweis für die Existenz Nürnbergs. Bescheidene Anfänge. Aber immerhin kamen schon Könige vorbei, hielten Gericht. Zur aufstrebenden Stadt wird Nürnberg aber erst unter der Herrschaft der Staufer.
7 ZUSP Peter Fleischmann
Man muss sich zunächst die Frage stellen: Wovon lebt der König? Das Land des Reiches ist aufgeteilt als Lehenherrschaften. Das sind die großen Fürstentümer. Wo wird aber in der Tat etwas erwirtschaftet? Nur in den Städten, dort, wo Handwerk, wo etwas produziert wird, nicht bloß Ackerbau gemacht wird. Und dort haben die Staufer früh gesehen, dass sich das Kapital sammelt, das hier Waren geschaffen werden, die verkauft werden können. Und hier bekommt der König eine Reichssteuer, die er von den anderen Lehensherren nicht bekommt.
MUSIK
Sprecher:
Um Nürnberg auch gegen Begehrlichkeiten des nahen Bistums Bamberg zu schützen, stellt Friedrich II. die Nürnberger 1219 mit dem „großen Freiheitsbrief“ unter königlichen Schutz. Kaufleute von der Pegnitz bekommen weitreichende Zollprivilegien, dürfen nicht von fremden Gerichten verurteilt werden. Diese Freiheiten sind erste Schritte auf dem Weg Nürnbergs zur freien Reichsstadt – und damit zur eigenen Verwaltung durch einen Stadtrat. Dreh- und Angelpunkt der Macht an der Pegnitz ist aber immer noch die Burg, die sich im Norden auf dem markanten Sandsteinfelsen erhebt. Genau genommen sind es sogar zwei Burgen.
TC 05:02 – Probleme mit dem Burggrafen
ATMO Burg
Sprecher:
Esther Guckenberger lenkt die Aufmerksamkeit auf eine seltsam leere Stelle zwischen der Kaiserburg im Osten und dem großen Getreidespeicher im Westen des Burgbergs.
9 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Dort stand eine Burggrafenburg und sie sagen jetzt: wieso ein Burggraf? Nürnberg hat sich doch als Reichsstadt bezeichnet? Ja, und es war genau das Problem.
Sprecher:
Die Burggrafen sind die höchsten Vertreter des Königs in Nürnberg. Sie entstammen dem Hochadel und werden vom König belehnt. 1190 übernimmt ein bis dato eher unbedeutendes, schwäbisches Adelsgeschlecht das Burggrafenamt. Ein Geschlecht, das in der deutschen Geschichte aber noch eine entscheidende Rolle spielen sollte.
10 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Es gab einen Burggrafen aus der Familie der Zollern oder Hohenzollern, wie sie sich später genannt haben. Und der war den Nürnberger natürlich ein Dorn im Auge, dieser Burggraf, der hier, mitten auf der Burg, auch ein Gebäude hatte, und was mitbestimmen wollte in dieser Stadt.
Sprecher:
Der Konflikt zwischen Burggrafen und der immer selbstbewusster auftretenden Nürnberger Stadt zieht sich über Jahrhunderte und führt immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die schließlich 1420 im Burggrafenkrieg münden – und der Zerstörung der Burggrafenburg. In der Folge ziehen sich die Hohenzollern aus Nürnberg zurück, um in der Fläche, in Ansbach und Bayreuth eine gewaltige Landesherrschaft aufzubauen. Nun sind die Nürnberger Herren über den Burgberg.
MUSIK
Sprecher:
Nach dem Prinzip „Reichstreu, aber frei“ bekennt sich Nürnberg stets zum Kaiser und zahlt auch enorme Summen an Reichssteuern. Im Gegenzug winkt eine Fülle an Privilegien. Und - den Nürnbergern gelingt es 1427, das Amt des Reichsschultheißen, der als Statthalter des Kaisers die Stadt verwaltet hat, zu kaufen. Fortan ist dieser Reichsschultheiß städtischer Beamter. Und Nürnberg wird von einem Rat aus einer Reihe privilegierter Patrizierfamilien regiert.
TC 07:02 – Der Nürnberger Witz
11 ZUSP Peter Fleischmann
Man darf das überhaupt nicht demokratisch sehen, sondern das waren die alten Geschlechter. Das wichtigste Gremium werden die sieben älteren Herren, die sieben grauen Eminenzen. Und das war die eigentliche Stadtregierung.
Sprecher:
Dass diese sogenannte „Republik“ Nürnberg alles andere als demokratisch ist, zeigt auch die Tatsache, dass die eigentlichen Stützen von Wohlstand und Handelsmacht gar nicht vertreten sind: Die Handwerker.
12 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Also wir haben die Rotschmiedgasse und die Kupferschmiedgasse und die Beckschlagergasse und so weiter, also die ganzen Gassen hier heißen auch immer noch so wie die Handwerker, die hier angesiedelt waren, und eine besonders schöne Straße, die wir hier haben, ist die Weißgerbergasse.
Sprecher:
Lederwaren und hochwertig verarbeitete Textilien sind im Hoch- und Spätmittelalter einer der wichtigsten Exportartikel der Reichsstadt Nürnberg. Aber längst nicht der einzige. Die besondere Spezialität der Nürnberger Handerker sind Metallwaren.
MUSIK
Sprecher:
Aus dem Erz der Opferpfalz und dem Brennstoff der nahen Reichswälder entstehen Töpfe, Pfannen, Schüsseln, aber auch kunstvoll geschmiedete Plattenharnische und neuartige Kanonen mit gezogenem Lauf, mathematische Präzisionsinstrumente und Uhren. Der sprichwörtliche „Nürnberger Witz“ lobt nicht etwa den Humor, sondern die Gewitztheit der Nürnberger, sagt der Historiker Peter Fleischmann.
13 ZUSP Peter Fleischmann
Das ist Innovationsfreude, das ist Ideenreichtum, Erfindergeist, und das macht eigentlich, das ist die Wurzel, der spin-off, das macht Nürnberg groß, weil man dann hier ein fantastisches Wissen und Erfahrung entfaltet hat, gerade mit der Metallbearbeitung in allen Varianten. Sie haben im Deutschen Reich keinen Ort, der ein so vielfältiges Handwerk kennt.
Sprecher:
Eine Spezialität der Nürnberger ist die Herstellung von gezogenem Draht - die Grundlage für allerlei kleine Metallprodukte wie Ösen, Nägel, Haken. Massenfertigung made in Nürnberg, nur echt mit dem Nürnberger Wappen - ein Exportschlager! „Nürnberger Tand geht durch alle Land“.
14 ZUSP Peter Fleischmann
Das sind Gegenstände des Alltags, die Masse, und das war das Besondere. Hohe Arbeitsteilung, hoher Output und, ganz wichtig, mit einem Qualitätssiegel: Das ist durch die "Schau" – Qualitätskontrolle - gegangen. Da kann ich mich darauf vertrauen, dass das keine Billigware ist.
Sprecher:
Und für den gewinnbringenden Export des „Nürnberger Tands“ sorgen die günstige Lage an einer reihe wichtiger Fernstraßen, weitreichende Privilegien als Reichsstadt und geschäftstüchtige Handelsfamilien.
15 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Ich zeig hier mal eine Grafik. Da, wo mein Finger ist, ist Nürnberg. Wir sagen oft: Nürnberg sitzt hier wie eine Spinne im Netz. Nach Venedig kamen die Schiffe aus dem Orient, und dann wurden die Gewürze über den Landweg nach Nürnberg transportiert. Ja, und da wurde zum Beispiel eben mit den Städten hier an der Küste Tuch gehandelt, den jetzigen Niederlanden. Dann kam aus Frankreich und Spanien kam Wein, aus Russland kamen Pelze, aus Ungarn kamen die Ochsen - die sind selber gelaufen.
TC 10:17 – Grausame jüdische Geschichte
ATMO Hauptmarkt
Sprecher:
Esther Guckenberger ist mit ihrer Führung mittlerweile auf dem Hauptmarkt angekommen. Die „gute Stube“ Nürnbergs. Er ist der zentrale Platz der Altstadt, am nördlichen Pegnitzufer gelegen. Hier lockt der Christkindlesmarkt jährlich Hunderttausende Besucher zu Glühwein und Lebkuchen – auch so ein Nürnberger Exportschlager übrigens. Und hier steht auch der „Schöne Brunnen“, in Form einer gotischen Kirchturmspitze - ein dreistöckiges Universallexikon des Mittelalters.
16 ZUSP Peter Fleischmann
Und ich zieh ganz gern den Vergleich: Der schönen Brunnen mit seinem ganz reichhaltigen, Figurenschmuck, den wir heute nicht mehr verstehen, den aber die Zeitgenossen alle lesen konnten, das ist Bibel, Brockhaus und Grundgesetz in einem.
MUSIK
Sprecher:
Der Hauptmarkt war aber nicht immer ein Marktplatz. Ursprünglich lebten hier
ungefähr zwölfhundert Juden. Sie standen auch unter dem Schutz des Kaisers und mussten dafür die Judensteuer zahlen. Allerdings weckte die zentrale Lage des jüdischen Ghettos im 15. Jahrhundert Begehrlichkeiten bei den Nürnberger Patriziern.
17 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführererin
Das war die Zeit, in der große Unsicherheit herrschte, da es viele Unwetter gab und Pestwellen. Und so wurden die Juden als Sündenbock aus den Städten getrieben.
Sprecher:
Mehrmals hat es im mittelalterlichen Nürnberg grausame Pogrome an der jüdischen Bevölkerung gegeben. In den Jahren 1348 und 1349 aber erlebt Nürnberg seine wohl größte Krise in der Zeit als Reichsstadt: Nach einem erbitterten Streit um die Nachfolge Kaiser Ludwig des Bayern geht Karl IV. siegreich hervor und reist nach Nürnberg, um sich seine Herrschaft auch vom Rat der Stadt anerkennen zu lassen. Allerdings kommt es darüber in der Stadtregierung zum Streit – der schließlich in die Absetzung des Rates und eine Revolte mündet. Um künftige Aufstände niederzuschlagen, erhält der Stadtrat von Karl IV. einen Freibrief, Aufrührer eigenmächtig zu bestrafen. Zugleich erlaubt diese Urkunde auch Gewalttaten gegen die Nürnberger Juden. Die Folge: ein blutiger Pogrom am 5. Dezember 1349.
18 ZUSP Peter Fleischmann
An diesem Samstag, am Sabbat, bricht in Nürnberg ein Aufruhr los. Da stürmt ein aufgehetzter Pöbel das Ghetto, stürmt Judenhäuser und zerrt die Leute raus, schlägt sie tot. Oder sie werden auf dem heute noch so genannten Judenbühl im Norden Nürnbergs verbrannt.
Sprecher:
562 Juden werden Opfer der Mordaktion, die vor allem kalt kalkulierte wirtschaftliche Motive hatte. Die Überlebenden der jüdischen Gemeinde fliehen aus der Stadt. Dort, wo die jüdischen Häuser standen, sichern sich einige Patrizier lukrative Grundstücke. Die Synagoge wird niedergerissen und an ihrer Stelle die Frauenkirche gebaut. Ihre Reichsarchitektur bestimmt bis heute das Bild des Hauptmarktes.
19 ZUSP Peter Fleischmann
Anstelle der Synagoge baut man eine Marienkirche - ein Muster, das sich auch in Rothenburg oder in Würzburg oder in Regensburg wiederholt. Das ist nichts spezifisch Nürnbergisches. Aber die gewaltsame Vertreibung der Juden, daran sollte man denken, wenn man über den Hauptmarkt geht.
MUSIK
TC 13:40 – Heilig, heilig, heilig
Sprecher:
Mit dem Bau der „Goldene Straße“ nach Böhmen festigt Kaiser Karl IV. die Handelsverbindungen in Richtung Osten. Insgesamt 52mal weilt der Kaiser auf der Burg über der Pegnitz, hält Hoftage und lobt Nürnberg als „vornehmste und bestgelegene Stadt des Reiches“. Und die „Goldene Bulle“ von 1356, das erste „Grundgesetz“ des Reiches, legt nicht nur die Wahl des Königs durch die sieben Kurfürsten in Frankfurt fest, sondern auch dessen Krönung in Aachen, und – den Ort des ersten Reichstages: Nürnberg.
20 ZUSP Peter Fleischmann
Es war die Repräsentation des Reiches, und der König hat Hof gehalten. Das war manchmal nur ein paar Tage, Wochen, es konnte sich aber auch außergewöhnlich über längere Wochen hinziehen – hat aber dann zu Schwierigkeiten bei der Versorgung geführt. Denn nach einer gewissen Zeit waren halt die Weinkeller ausgetrunken, die Getreidespeicher leer gefressen, und dann musste man weiter ziehen.
Sprecher:
Und der Reichstag ist nicht das einzige Großereignis im Nürnberger Kalender:
21 ZUSP Esther Guckenberger:
Dazu möchte ich einen Blick auf das jetzt profanste Gebäude am Platze lenken, also wo das goldene “M” zu sehen ist…
Sprecher:
…Stadtführerin Esther Guckenberger deutet auf die Filiale eines bekannten Hamburgerrestaurants…
22 ZUSP Esther Guckenberger:
…da stand einst ein richtig schönes Patrizierhaus der Familie der Schopper. Und vor dem Schopperschen Haus wurden zwischen den Jahren 1425 und 1524 die Heiltümer gewiesen.
Sprecher:
Die Heiltümer, das sind die Reichskleinodien, Insignien kaiserlicher Macht, wie Zepter, Reichsapfel, Schwert. Und eine Reihe von Reliquien. Kaiser Sigismund hat diesen Reichsschatz aus Sicherheitsgründen 1423 nach Nürnberg bringen lassen.
23 ZUSP Esther Guckenberger
Und Sie glauben nicht, was unsere Kaiser als Reichschatz alles hatten: einen Zahn von Johannes dem Täufer und einen Span von der Krippe und die heilige Lanze – und in der heiligen Lanze, mit der Jesus angeblich in die Seite gestochen wurde, als er am Kreuz hing, war ein Nagel vom Kreuz eingearbeitet…
24 ZUSP Peter Fleischmann
Das ist eine besondere Form der Volksgläubigkeit. Und das war wirklich beseelend. Wir haben zum Teil Verkehrszählungen aus dem 15. Jahrhundert, da sind Zigtausende nach Nürnberg gekommen, waren glücklich, daran, teilnehmen zu dürfen. Das gesehen haben zu können. Und der König war ja weg. Aber in diesen Gegenständen Krone, Reichsapfel, Schwert, Dalmatica - das war eine Verkörperung des Reichs. Da zeigte sich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
MUSIK
Sprecher:
Am Tag der Heiltumsweisung herrscht in Nürnberg Ausnahmezustand: Die Stadt ist zum bersten voll mit Besuchern von weither. Vor einem hölzernen Podest herab weist, also präsentiert, der Heiltumsschreier dem Volk die einzelnen Heiltümer. Und in der Menge halten einige Spiegel in die Richtung der kostbaren Stücke. So soll die wundertätige Kraft, die ihnen nachgesagt wird, eingefangen werden. Für zuhause. Für die kranke Großmutter zum Beispiel, die nicht dabei sein kann. Reichstage, Heiltumsweisungen, Handelsmessen – im 15. und frühen 16. Jahrhundert steht Nürnberg in voller Blüte und entwickelt eine enorme Anziehungskraft.
TC 17:21 – Kunst & Kultur
25 ZUSP Esther Guckenberger
Das Haus, das wir hier haben, ist die ehemalige Wohn- und Arbeitsstätte unseres wohl bekanntesten Stadtbürgers: von Albrecht Dürer.
Sprecher:
Dürer, der Meister. Das Universalgenie. Und – ein Beispiel für den Erfolg gelungener Integration: Denn Albrecht Dürer hatte Migrationshintergrund. Sein Vater, der ebenfalls Albrecht hieß, stammte aus Ungarn und kam als Goldschmied nach Nürnberg. Albrecht Junior lässt sich in Nürnberg zum Maler ausbilden. Und mehr noch: Er entwickelt ein Verkaufsgenie – und gilt als Erfinder des Labels. Das berühmte Monogram AD kennzeichnet jedes Bild, das seine Werkstatt verlässt.
26 ZUSP Peter Fleischmann
Nürnberg war der Hotspot. Es heißt ja schon bei Martin Luther, Nürnberg ist das Auge und Ohr Deutschlands. Nürnberg lebt von der Zuwanderung. Auch die Zeitgenossen, Veit Stoß, Adam Kraft, die kommen von auswärts. Nürnberger haben natürlich auch eigene Leute rekrutiert. Aber Nürnberg war ein richtiger Magnet. Und weil hier ein Kunstmarkt war, weil hier auch Auftraggeber herkamen, die wussten: Da gibts bedeutende Malerwerkstätten. Da kann ich für eine Kirche einen Hochaltar in Auftrag geben. Oder ich kann wertvolle Goldschmiedearbeiten, Pokale, machen, das machen die Nürnberger am besten.
MUSIK
Sprecher:
So entstehen in Nürnberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts das Nürnberg Ei von Peter Henlein – die erste Taschenuhr, oder auch der berühmte Erdapfel, der Globus des Martin Behaim. Auf diese Blüte – die Stadt hat zeitweise etwa 50.000 Einwohner – folgt die Katastrophe.
TC 19:02 – Vorbei mit Glanz und Gloria
Sprecher:
In der Reformationszeit bekennt sich Nürnberg sehr früh zum neuen, protestantischen Glauben. Mit gravierenden Folgen.
27 ZUSP Peter Fleischmann:
Nürnberg war Kaiser- und Reichstreu, und das bricht der Stadt letztlich auch das Genick. Im 16. Jahrhundert hat der Kaiser als Schützer der Christenheit das Problem, dass die Stadt des Reiches Nürnberg sich der Reformation zuwendet und sich damit auch vom Kaiser abwendet und damit unterkühlt das Verhältnis zum Kaiser.
Sprecher:
Von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges, bleibt die Stadt zwar militärisch verschont, die nahe Schlacht bei Zirndorf 1632 aber fordert auch innerhalb der Stadtmauer ihren Tribut.
28 ZUSP Peter Fleischmann
In Nürnberg herrscht Chaos. Adlige, Bauern, alles flüchtet sich in die sichere Stadt. Es bleiben viele Verwundete, sieche Soldaten übrig. In Nürnberg grassiert die Hungersnot, und das ist der beste Nährboden, um alle rote Ruhr, Flecktyphus, um diese Seuchen hervorzurufen. Und es ist in der Tat so, dass jeder zweite Nürnberger in den folgenden Jahren 1632 bis 34 stirbt.
MUSIK
Sprecher:
Und von diesem dramatischen demographischen Verlust erholt sich die Stadt nicht mehr, bis sie 1806 Teil des neuen Königreichs Bayern wird. Mit nur 25.000 Einwohnern sackt die einstige Reichsstadt in die politische Bedeutungslosigkeit ab. Was bleibt, ist die bürgerliche Kultur und die Kunstfertigkeit des Handwerks. Ein Herr Goethe kommt nach Nürnberg, weil er die besten Hersteller von mechanischen Instrumenten dort findet. Im 19. Jahrhundert wird Nürnberg zur Industriemetropole Bayerns. Der alte Glanz der Reichsstadt aber ist endgültig weg.
MUSIK
Sprecher:
Und was alle Belagerungen und Plünderungen in über 500 Jahren nicht vermocht haben, das schaffen schließlich Fanatismus und Faschismus: Am 2. Januar 1945 wird das mittelalterliche Nürnberg, von Adolf Hitler zur „Stadt der Reichsparteitage“ zweifelhaft geadelt, von alliierten Bombern zu fast 90 Prozent zerstört.
29 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Das Problem ist ja für Nürnberg: Das ist keine mittelalterliche Stadt mehr, sondern es ist eine wiederaufgebaute mittelalterliche Stadt. Und man hat dann direkt nach dem Krieg gesagt: Allmächt, was machen wir jetzt mit unserer Stadt? Es gab verschiedene Szenarien, und eine davon war: wir lassen sie liegen und vergehen und bauen daneben eine moderne Planstadt hin - Bin ich froh, dass es nicht so geworden ist!
TC 21:40 - Outro

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Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
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TC 05:02 – Probleme mit dem Burggrafen
TC 07:02 – Der Nürnberger Witz
TC 10:17 – Grausame jüdische Geschichte
TC 13:40 – Heilig, heilig, heilig
TC 17:21 – Kunst & Kultur
TC 19:02 – Vorbei mit Glanz und Gloria
TC 21:40 - Outro
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Kommen Sie doch ein Stück näher an die Mauer. Dann zeige ich Ihnen von oben einmal die Abgrenzung der ehemaligen Megacity des Mittelalters…
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Der Blick über die Altstadt ist beeindruckend, hier oben, von der Burg aus gesehen. Eingerahmt von der mächtigen, sechs Kilometer langen Stadtmauer mit den charakteristischen, runden Wehrtürmen…
2 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
…ja, jetzt sehen sie hier vorne bei uns die Sebalduskirche und etwas weiter hinten fast wie ein Zwilling die Lorenzkirche.
ATMO Kirchenglocken
Sprecher:
…die beiden Hauptkirchen, die den Altstadtvierteln ihre Namen gegeben haben, getrennt durch die Pegnitz, die durch die Altstadt fließt. Hinten, fast am Horizont, der Reichswald. Heute Naherholungsgebiet, früher Brenn- und Baustofflieferant.
3 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Ja also, ich muss sagen, das ist mein liebster Blick über meine Heimatstadt.
Ich glaube, man kann es hören. Ich bin aus Nürnberg.
Sprecher:
In zwei Stunden führt Esther Guckenberger vom Verein „Geschichte für alle“ ihre Besucher durch die schönsten Ecken der Nürnberger Altstadt. Heute mit über 500.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Bayerns. Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert aber war Nürnberg eine Metropole von europäischem Rang.
4 ZUSP Esther Guckenberger
Also, Köln war zu der Zeit die größte Stadt im Heiligen Römischen Reich. Und Nürnberg und Augsburg waren immer die zweitgrößten und drittgrößten Städte. Wir wissen nicht genau, wie viele Einwohner es hatte. Aber wir rechnen so mit ungefähr 40.000.
MUSIK
Sprecher:
Nürnberg im Mittelalter: das ist eine Handelsmacht, ein Zentrum der Metallverarbeitung. Ort der Innovation und Kunstfertigkeit, von Handel, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst.
MUSIK
Sprecher:
Nürnberg im Mittelalter: das ist auch große Politik: Hier halten 32 Kaiser ihre Reichstage ab, hier werden im 15. Jahrhundert die Insignien des Reichs aufbewahrt. „Das Schatzkästlein des Reiches“ – so wird die Stadt an der Pegnitz genannt.
TC 02:20 – Der Anfang einer großen Stadt
Sprecher:
Dabei sind die Anfänge dieser Reichsstadt um das Jahr 1000 herum alles andere als verheißungsvoll. Die Standortfaktoren sind dürftig: Kaum fruchtbarer Boden, keine Bodenschätze. Nur ein bisschen Wald und – Felsen.
5 ZUSP Peter Fleischmann
Ich denke das ganze Pegnitzbecken, das war völlig versteppte Landschaft.
Sprecher:
Peter Fleischmann ist Nürnberger und Historiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
6 ZUSP Peter Fleischmann
Sie haben kaum Spuren von Zivilisation oder Siedlung gesehen, und wenn man sich diesen abgeaperten Burgfelsen genähert hat, hat man vielleicht aus der Ferne oben ein paar Holzbauten erkannt und auf der Südseite, am Südhang von diesem Burgfelsen einige Häuser, strohgedeckte Hütten, vielleicht ein Palisadenzaun drumrum, in der Mitte spitzt ein kleiner Kirchturm empor. Das dürfte Nürnberg im elften Jahrhundert gewesen sein. q
Sprecher:
Ins Licht der Geschichte tritt Nürnberg als „Nourenberc“ im Jahr 1050: Der Anlass – ein Freudiger. Der Salierkaiser Heinrich III. bestätigt auf einem Nürnberger Hoftag die Freilassung einer Leibeigenen mit Namen Sigena. Diese „Sigena-Urkunde“ ist der erste Nachweis für die Existenz Nürnbergs. Bescheidene Anfänge. Aber immerhin kamen schon Könige vorbei, hielten Gericht. Zur aufstrebenden Stadt wird Nürnberg aber erst unter der Herrschaft der Staufer.
7 ZUSP Peter Fleischmann
Man muss sich zunächst die Frage stellen: Wovon lebt der König? Das Land des Reiches ist aufgeteilt als Lehenherrschaften. Das sind die großen Fürstentümer. Wo wird aber in der Tat etwas erwirtschaftet? Nur in den Städten, dort, wo Handwerk, wo etwas produziert wird, nicht bloß Ackerbau gemacht wird. Und dort haben die Staufer früh gesehen, dass sich das Kapital sammelt, das hier Waren geschaffen werden, die verkauft werden können. Und hier bekommt der König eine Reichssteuer, die er von den anderen Lehensherren nicht bekommt.
MUSIK
Sprecher:
Um Nürnberg auch gegen Begehrlichkeiten des nahen Bistums Bamberg zu schützen, stellt Friedrich II. die Nürnberger 1219 mit dem „großen Freiheitsbrief“ unter königlichen Schutz. Kaufleute von der Pegnitz bekommen weitreichende Zollprivilegien, dürfen nicht von fremden Gerichten verurteilt werden. Diese Freiheiten sind erste Schritte auf dem Weg Nürnbergs zur freien Reichsstadt – und damit zur eigenen Verwaltung durch einen Stadtrat. Dreh- und Angelpunkt der Macht an der Pegnitz ist aber immer noch die Burg, die sich im Norden auf dem markanten Sandsteinfelsen erhebt. Genau genommen sind es sogar zwei Burgen.
TC 05:02 – Probleme mit dem Burggrafen
ATMO Burg
Sprecher:
Esther Guckenberger lenkt die Aufmerksamkeit auf eine seltsam leere Stelle zwischen der Kaiserburg im Osten und dem großen Getreidespeicher im Westen des Burgbergs.
9 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Dort stand eine Burggrafenburg und sie sagen jetzt: wieso ein Burggraf? Nürnberg hat sich doch als Reichsstadt bezeichnet? Ja, und es war genau das Problem.
Sprecher:
Die Burggrafen sind die höchsten Vertreter des Königs in Nürnberg. Sie entstammen dem Hochadel und werden vom König belehnt. 1190 übernimmt ein bis dato eher unbedeutendes, schwäbisches Adelsgeschlecht das Burggrafenamt. Ein Geschlecht, das in der deutschen Geschichte aber noch eine entscheidende Rolle spielen sollte.
10 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Es gab einen Burggrafen aus der Familie der Zollern oder Hohenzollern, wie sie sich später genannt haben. Und der war den Nürnberger natürlich ein Dorn im Auge, dieser Burggraf, der hier, mitten auf der Burg, auch ein Gebäude hatte, und was mitbestimmen wollte in dieser Stadt.
Sprecher:
Der Konflikt zwischen Burggrafen und der immer selbstbewusster auftretenden Nürnberger Stadt zieht sich über Jahrhunderte und führt immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die schließlich 1420 im Burggrafenkrieg münden – und der Zerstörung der Burggrafenburg. In der Folge ziehen sich die Hohenzollern aus Nürnberg zurück, um in der Fläche, in Ansbach und Bayreuth eine gewaltige Landesherrschaft aufzubauen. Nun sind die Nürnberger Herren über den Burgberg.
MUSIK
Sprecher:
Nach dem Prinzip „Reichstreu, aber frei“ bekennt sich Nürnberg stets zum Kaiser und zahlt auch enorme Summen an Reichssteuern. Im Gegenzug winkt eine Fülle an Privilegien. Und - den Nürnbergern gelingt es 1427, das Amt des Reichsschultheißen, der als Statthalter des Kaisers die Stadt verwaltet hat, zu kaufen. Fortan ist dieser Reichsschultheiß städtischer Beamter. Und Nürnberg wird von einem Rat aus einer Reihe privilegierter Patrizierfamilien regiert.
TC 07:02 – Der Nürnberger Witz
11 ZUSP Peter Fleischmann
Man darf das überhaupt nicht demokratisch sehen, sondern das waren die alten Geschlechter. Das wichtigste Gremium werden die sieben älteren Herren, die sieben grauen Eminenzen. Und das war die eigentliche Stadtregierung.
Sprecher:
Dass diese sogenannte „Republik“ Nürnberg alles andere als demokratisch ist, zeigt auch die Tatsache, dass die eigentlichen Stützen von Wohlstand und Handelsmacht gar nicht vertreten sind: Die Handwerker.
12 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Also wir haben die Rotschmiedgasse und die Kupferschmiedgasse und die Beckschlagergasse und so weiter, also die ganzen Gassen hier heißen auch immer noch so wie die Handwerker, die hier angesiedelt waren, und eine besonders schöne Straße, die wir hier haben, ist die Weißgerbergasse.
Sprecher:
Lederwaren und hochwertig verarbeitete Textilien sind im Hoch- und Spätmittelalter einer der wichtigsten Exportartikel der Reichsstadt Nürnberg. Aber längst nicht der einzige. Die besondere Spezialität der Nürnberger Handerker sind Metallwaren.
MUSIK
Sprecher:
Aus dem Erz der Opferpfalz und dem Brennstoff der nahen Reichswälder entstehen Töpfe, Pfannen, Schüsseln, aber auch kunstvoll geschmiedete Plattenharnische und neuartige Kanonen mit gezogenem Lauf, mathematische Präzisionsinstrumente und Uhren. Der sprichwörtliche „Nürnberger Witz“ lobt nicht etwa den Humor, sondern die Gewitztheit der Nürnberger, sagt der Historiker Peter Fleischmann.
13 ZUSP Peter Fleischmann
Das ist Innovationsfreude, das ist Ideenreichtum, Erfindergeist, und das macht eigentlich, das ist die Wurzel, der spin-off, das macht Nürnberg groß, weil man dann hier ein fantastisches Wissen und Erfahrung entfaltet hat, gerade mit der Metallbearbeitung in allen Varianten. Sie haben im Deutschen Reich keinen Ort, der ein so vielfältiges Handwerk kennt.
Sprecher:
Eine Spezialität der Nürnberger ist die Herstellung von gezogenem Draht - die Grundlage für allerlei kleine Metallprodukte wie Ösen, Nägel, Haken. Massenfertigung made in Nürnberg, nur echt mit dem Nürnberger Wappen - ein Exportschlager! „Nürnberger Tand geht durch alle Land“.
14 ZUSP Peter Fleischmann
Das sind Gegenstände des Alltags, die Masse, und das war das Besondere. Hohe Arbeitsteilung, hoher Output und, ganz wichtig, mit einem Qualitätssiegel: Das ist durch die "Schau" – Qualitätskontrolle - gegangen. Da kann ich mich darauf vertrauen, dass das keine Billigware ist.
Sprecher:
Und für den gewinnbringenden Export des „Nürnberger Tands“ sorgen die günstige Lage an einer reihe wichtiger Fernstraßen, weitreichende Privilegien als Reichsstadt und geschäftstüchtige Handelsfamilien.
15 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Ich zeig hier mal eine Grafik. Da, wo mein Finger ist, ist Nürnberg. Wir sagen oft: Nürnberg sitzt hier wie eine Spinne im Netz. Nach Venedig kamen die Schiffe aus dem Orient, und dann wurden die Gewürze über den Landweg nach Nürnberg transportiert. Ja, und da wurde zum Beispiel eben mit den Städten hier an der Küste Tuch gehandelt, den jetzigen Niederlanden. Dann kam aus Frankreich und Spanien kam Wein, aus Russland kamen Pelze, aus Ungarn kamen die Ochsen - die sind selber gelaufen.
TC 10:17 – Grausame jüdische Geschichte
ATMO Hauptmarkt
Sprecher:
Esther Guckenberger ist mit ihrer Führung mittlerweile auf dem Hauptmarkt angekommen. Die „gute Stube“ Nürnbergs. Er ist der zentrale Platz der Altstadt, am nördlichen Pegnitzufer gelegen. Hier lockt der Christkindlesmarkt jährlich Hunderttausende Besucher zu Glühwein und Lebkuchen – auch so ein Nürnberger Exportschlager übrigens. Und hier steht auch der „Schöne Brunnen“, in Form einer gotischen Kirchturmspitze - ein dreistöckiges Universallexikon des Mittelalters.
16 ZUSP Peter Fleischmann
Und ich zieh ganz gern den Vergleich: Der schönen Brunnen mit seinem ganz reichhaltigen, Figurenschmuck, den wir heute nicht mehr verstehen, den aber die Zeitgenossen alle lesen konnten, das ist Bibel, Brockhaus und Grundgesetz in einem.
MUSIK
Sprecher:
Der Hauptmarkt war aber nicht immer ein Marktplatz. Ursprünglich lebten hier
ungefähr zwölfhundert Juden. Sie standen auch unter dem Schutz des Kaisers und mussten dafür die Judensteuer zahlen. Allerdings weckte die zentrale Lage des jüdischen Ghettos im 15. Jahrhundert Begehrlichkeiten bei den Nürnberger Patriziern.
17 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführererin
Das war die Zeit, in der große Unsicherheit herrschte, da es viele Unwetter gab und Pestwellen. Und so wurden die Juden als Sündenbock aus den Städten getrieben.
Sprecher:
Mehrmals hat es im mittelalterlichen Nürnberg grausame Pogrome an der jüdischen Bevölkerung gegeben. In den Jahren 1348 und 1349 aber erlebt Nürnberg seine wohl größte Krise in der Zeit als Reichsstadt: Nach einem erbitterten Streit um die Nachfolge Kaiser Ludwig des Bayern geht Karl IV. siegreich hervor und reist nach Nürnberg, um sich seine Herrschaft auch vom Rat der Stadt anerkennen zu lassen. Allerdings kommt es darüber in der Stadtregierung zum Streit – der schließlich in die Absetzung des Rates und eine Revolte mündet. Um künftige Aufstände niederzuschlagen, erhält der Stadtrat von Karl IV. einen Freibrief, Aufrührer eigenmächtig zu bestrafen. Zugleich erlaubt diese Urkunde auch Gewalttaten gegen die Nürnberger Juden. Die Folge: ein blutiger Pogrom am 5. Dezember 1349.
18 ZUSP Peter Fleischmann
An diesem Samstag, am Sabbat, bricht in Nürnberg ein Aufruhr los. Da stürmt ein aufgehetzter Pöbel das Ghetto, stürmt Judenhäuser und zerrt die Leute raus, schlägt sie tot. Oder sie werden auf dem heute noch so genannten Judenbühl im Norden Nürnbergs verbrannt.
Sprecher:
562 Juden werden Opfer der Mordaktion, die vor allem kalt kalkulierte wirtschaftliche Motive hatte. Die Überlebenden der jüdischen Gemeinde fliehen aus der Stadt. Dort, wo die jüdischen Häuser standen, sichern sich einige Patrizier lukrative Grundstücke. Die Synagoge wird niedergerissen und an ihrer Stelle die Frauenkirche gebaut. Ihre Reichsarchitektur bestimmt bis heute das Bild des Hauptmarktes.
19 ZUSP Peter Fleischmann
Anstelle der Synagoge baut man eine Marienkirche - ein Muster, das sich auch in Rothenburg oder in Würzburg oder in Regensburg wiederholt. Das ist nichts spezifisch Nürnbergisches. Aber die gewaltsame Vertreibung der Juden, daran sollte man denken, wenn man über den Hauptmarkt geht.
MUSIK
TC 13:40 – Heilig, heilig, heilig
Sprecher:
Mit dem Bau der „Goldene Straße“ nach Böhmen festigt Kaiser Karl IV. die Handelsverbindungen in Richtung Osten. Insgesamt 52mal weilt der Kaiser auf der Burg über der Pegnitz, hält Hoftage und lobt Nürnberg als „vornehmste und bestgelegene Stadt des Reiches“. Und die „Goldene Bulle“ von 1356, das erste „Grundgesetz“ des Reiches, legt nicht nur die Wahl des Königs durch die sieben Kurfürsten in Frankfurt fest, sondern auch dessen Krönung in Aachen, und – den Ort des ersten Reichstages: Nürnberg.
20 ZUSP Peter Fleischmann
Es war die Repräsentation des Reiches, und der König hat Hof gehalten. Das war manchmal nur ein paar Tage, Wochen, es konnte sich aber auch außergewöhnlich über längere Wochen hinziehen – hat aber dann zu Schwierigkeiten bei der Versorgung geführt. Denn nach einer gewissen Zeit waren halt die Weinkeller ausgetrunken, die Getreidespeicher leer gefressen, und dann musste man weiter ziehen.
Sprecher:
Und der Reichstag ist nicht das einzige Großereignis im Nürnberger Kalender:
21 ZUSP Esther Guckenberger:
Dazu möchte ich einen Blick auf das jetzt profanste Gebäude am Platze lenken, also wo das goldene “M” zu sehen ist…
Sprecher:
…Stadtführerin Esther Guckenberger deutet auf die Filiale eines bekannten Hamburgerrestaurants…
22 ZUSP Esther Guckenberger:
…da stand einst ein richtig schönes Patrizierhaus der Familie der Schopper. Und vor dem Schopperschen Haus wurden zwischen den Jahren 1425 und 1524 die Heiltümer gewiesen.
Sprecher:
Die Heiltümer, das sind die Reichskleinodien, Insignien kaiserlicher Macht, wie Zepter, Reichsapfel, Schwert. Und eine Reihe von Reliquien. Kaiser Sigismund hat diesen Reichsschatz aus Sicherheitsgründen 1423 nach Nürnberg bringen lassen.
23 ZUSP Esther Guckenberger
Und Sie glauben nicht, was unsere Kaiser als Reichschatz alles hatten: einen Zahn von Johannes dem Täufer und einen Span von der Krippe und die heilige Lanze – und in der heiligen Lanze, mit der Jesus angeblich in die Seite gestochen wurde, als er am Kreuz hing, war ein Nagel vom Kreuz eingearbeitet…
24 ZUSP Peter Fleischmann
Das ist eine besondere Form der Volksgläubigkeit. Und das war wirklich beseelend. Wir haben zum Teil Verkehrszählungen aus dem 15. Jahrhundert, da sind Zigtausende nach Nürnberg gekommen, waren glücklich, daran, teilnehmen zu dürfen. Das gesehen haben zu können. Und der König war ja weg. Aber in diesen Gegenständen Krone, Reichsapfel, Schwert, Dalmatica - das war eine Verkörperung des Reichs. Da zeigte sich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
MUSIK
Sprecher:
Am Tag der Heiltumsweisung herrscht in Nürnberg Ausnahmezustand: Die Stadt ist zum bersten voll mit Besuchern von weither. Vor einem hölzernen Podest herab weist, also präsentiert, der Heiltumsschreier dem Volk die einzelnen Heiltümer. Und in der Menge halten einige Spiegel in die Richtung der kostbaren Stücke. So soll die wundertätige Kraft, die ihnen nachgesagt wird, eingefangen werden. Für zuhause. Für die kranke Großmutter zum Beispiel, die nicht dabei sein kann. Reichstage, Heiltumsweisungen, Handelsmessen – im 15. und frühen 16. Jahrhundert steht Nürnberg in voller Blüte und entwickelt eine enorme Anziehungskraft.
TC 17:21 – Kunst & Kultur
25 ZUSP Esther Guckenberger
Das Haus, das wir hier haben, ist die ehemalige Wohn- und Arbeitsstätte unseres wohl bekanntesten Stadtbürgers: von Albrecht Dürer.
Sprecher:
Dürer, der Meister. Das Universalgenie. Und – ein Beispiel für den Erfolg gelungener Integration: Denn Albrecht Dürer hatte Migrationshintergrund. Sein Vater, der ebenfalls Albrecht hieß, stammte aus Ungarn und kam als Goldschmied nach Nürnberg. Albrecht Junior lässt sich in Nürnberg zum Maler ausbilden. Und mehr noch: Er entwickelt ein Verkaufsgenie – und gilt als Erfinder des Labels. Das berühmte Monogram AD kennzeichnet jedes Bild, das seine Werkstatt verlässt.
26 ZUSP Peter Fleischmann
Nürnberg war der Hotspot. Es heißt ja schon bei Martin Luther, Nürnberg ist das Auge und Ohr Deutschlands. Nürnberg lebt von der Zuwanderung. Auch die Zeitgenossen, Veit Stoß, Adam Kraft, die kommen von auswärts. Nürnberger haben natürlich auch eigene Leute rekrutiert. Aber Nürnberg war ein richtiger Magnet. Und weil hier ein Kunstmarkt war, weil hier auch Auftraggeber herkamen, die wussten: Da gibts bedeutende Malerwerkstätten. Da kann ich für eine Kirche einen Hochaltar in Auftrag geben. Oder ich kann wertvolle Goldschmiedearbeiten, Pokale, machen, das machen die Nürnberger am besten.
MUSIK
Sprecher:
So entstehen in Nürnberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts das Nürnberg Ei von Peter Henlein – die erste Taschenuhr, oder auch der berühmte Erdapfel, der Globus des Martin Behaim. Auf diese Blüte – die Stadt hat zeitweise etwa 50.000 Einwohner – folgt die Katastrophe.
TC 19:02 – Vorbei mit Glanz und Gloria
Sprecher:
In der Reformationszeit bekennt sich Nürnberg sehr früh zum neuen, protestantischen Glauben. Mit gravierenden Folgen.
27 ZUSP Peter Fleischmann:
Nürnberg war Kaiser- und Reichstreu, und das bricht der Stadt letztlich auch das Genick. Im 16. Jahrhundert hat der Kaiser als Schützer der Christenheit das Problem, dass die Stadt des Reiches Nürnberg sich der Reformation zuwendet und sich damit auch vom Kaiser abwendet und damit unterkühlt das Verhältnis zum Kaiser.
Sprecher:
Von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges, bleibt die Stadt zwar militärisch verschont, die nahe Schlacht bei Zirndorf 1632 aber fordert auch innerhalb der Stadtmauer ihren Tribut.
28 ZUSP Peter Fleischmann
In Nürnberg herrscht Chaos. Adlige, Bauern, alles flüchtet sich in die sichere Stadt. Es bleiben viele Verwundete, sieche Soldaten übrig. In Nürnberg grassiert die Hungersnot, und das ist der beste Nährboden, um alle rote Ruhr, Flecktyphus, um diese Seuchen hervorzurufen. Und es ist in der Tat so, dass jeder zweite Nürnberger in den folgenden Jahren 1632 bis 34 stirbt.
MUSIK
Sprecher:
Und von diesem dramatischen demographischen Verlust erholt sich die Stadt nicht mehr, bis sie 1806 Teil des neuen Königreichs Bayern wird. Mit nur 25.000 Einwohnern sackt die einstige Reichsstadt in die politische Bedeutungslosigkeit ab. Was bleibt, ist die bürgerliche Kultur und die Kunstfertigkeit des Handwerks. Ein Herr Goethe kommt nach Nürnberg, weil er die besten Hersteller von mechanischen Instrumenten dort findet. Im 19. Jahrhundert wird Nürnberg zur Industriemetropole Bayerns. Der alte Glanz der Reichsstadt aber ist endgültig weg.
MUSIK
Sprecher:
Und was alle Belagerungen und Plünderungen in über 500 Jahren nicht vermocht haben, das schaffen schließlich Fanatismus und Faschismus: Am 2. Januar 1945 wird das mittelalterliche Nürnberg, von Adolf Hitler zur „Stadt der Reichsparteitage“ zweifelhaft geadelt, von alliierten Bombern zu fast 90 Prozent zerstört.
29 ZUSP Esther Guckenberger, Stadtführerin
Das Problem ist ja für Nürnberg: Das ist keine mittelalterliche Stadt mehr, sondern es ist eine wiederaufgebaute mittelalterliche Stadt. Und man hat dann direkt nach dem Krieg gesagt: Allmächt, was machen wir jetzt mit unserer Stadt? Es gab verschiedene Szenarien, und eine davon war: wir lassen sie liegen und vergehen und bauen daneben eine moderne Planstadt hin - Bin ich froh, dass es nicht so geworden ist!
TC 21:40 - Outro

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