Auserwählt und ausgerüstet
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Hatten Sie als Kind auch einen „Traumberuf“? So nach dem Motto: „Das will ich werden, wenn ich groß bin.“ Im meinem besten Kindergartenalter wollte ich unbedingt „Sheriff“ werden. Die entsprechende Cowboykluft ließ ich mir zum Geburtstag schenken. Der Sheriffstern durfte natürlich nicht fehlen. In diesem Outfit machte ich die „Hinterhof-Prärie“ meiner Heimatsiedlung im Ruhrgebiet unsicher. Ich habe damals in meinen kühnsten Träumen nie geahnt, dass ich einmal Pastor werde.
Ob der junge Saul, von dem das 1. Samuelbuch ausführlich berichtet, als Kind auch einen „Traumberuf“ im Kopf hatte? Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Saul davon geträumt hat, einmal König in Israel zu werden. Denn zu dieser Zeit regierten in Israel noch keine Könige. Aber Gott hat mit diesem jungen Mann seine eigenen Pläne….
Sauls Vater schickt ihn jedenfalls mit einem Knecht los, um einen ausgebüxten Esel wiederzufinden. (1. Samuel 9). Ihr Weg führt sie ins Haus des Propheten Samuel. Vielleicht kann er ihnen einen Tipp geben, wie sie den Esel wiederfinden. Saul kann allerdings nicht wissen, dass Gott den Propheten längst auf diese Begegnung vorbereitet hat.
Samuel soll ihn als König berufen. Als sichtbares Zeichen salbt er den jungen Saul (1. Samuel 10, 1 f.). Aus dieser unerwarteten Berufung entstammt die Redewendung: „Er hat einen Esel gesucht und er findet ein Königreich“.
In ähnlich überraschender Weise beruft Gott bis heute Menschen. Ich denke an eine Kollegin. Als Teenager bekam sie einen knallroten Kopf, wenn sie öffentlich etwas vortragen sollte. Trotzdem berief Gott sie in den hauptamtlichen Dienst. Heute sagt sie: „Mittlerweile macht es mir nichts mehr aus, an Heilig Abend vor einer vollen Kirche zu predigen. Das hätte ich mir als Jugendliche nie träumen lassen.“
Zurück zu Saul. Gott beruft ihn als König. Aber er wirft ihn nicht einfach so ins kalte Wasser. Er rüstet ihn aus mit dem Heiligen Geist. Im 1. Buch Samuel, Kapitel 10, Vers 6 heißt es: „Samuel sprach zu Saul: Der Geist des Herrn wird über dich kommen. Da wirst du umgewandelt und ein anderer Mensch werden.“ Der Geist Gottes wird ihm also als Rüstzeug geschenkt. Aber dieser Geist Gottes macht Saul nicht zu einer Marionette Gottes. Saul muss in Zukunft bereit sein, den Geist Gottes in sich wirken zu lassen, muss lernen, auf Gottes Stimme zu hören.
In diesem Zusammenhang kommt mir etwas in den Sinn, was uns einer meiner Lehrer erzählt hat. Als junger Student suchte er in einer Großstadt eine bezahlbare Wohnung. Am schwarzen Brett der Uni las er ein Inserat: „Möbliertes Zimmer angeboten.“
Und das in seiner Preisklasse….
Er suchte die Adresse auf. Dort traf er auf zwei schon betagte Schwestern. Ja, das Zimmer sei noch frei, so sagten sie. Sie hätten aber zwei Bedingungen, die er erfüllen müsse. Einerseits solle er den Freitagskrimi mit anschauen. Sie hätten schwache Nerven.
Ein „Krimibegleiter“ wäre ihnen ganz hilfreich. Und andererseits dürfe er im Zimmer nichts verändern. Keine anderen Bilder, keine neue Deko, nichts wegräumen. Das alles müsse er zu 100 % erfüllen.
Naja, ob manche Christen nicht so auch mit Gottes Geist umgehen? Ermutigung ist erwünscht. Aber dass Gottes Geist in meinem Leben aufräumen darf, dass er schlechte Gewohnheiten entrümpelt, all das ist nicht gewollt.
Genau daran ist Saul später als König gescheitert. Er regierte eigenmächtig, hat Gottes Geist immer wieder ausgebremst.
Das mag heute noch eine heilsame Mahnung sein
Autor: Pfarrer Rainer Heuschneider
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